Andreas Rettig, damals noch Vorsitzender der Geschäftsführung von Viktoria Köln, sagte 2021: "In ihrer derzeitigen Form produzieren wir in der 3. Liga quasi sehenden Auges Sozialfälle. Das beginnt bei den Spielern und geht weiter zu den Vereinen, von denen viele ja ständig mit einem Bein in der Insolvenz stehen."
Im Laufe der Jahre hat sich in der 3. Liga nun zwar einiges getan, doch ausreichend scheint das bisher nicht zu sein. Geld verdienen ist hier weiter fast unmöglich. Zehn Vereine gingen schon in die Insolvenz. Während die Klubs im Schnitt etwas mehr als eine Million Euro TV-Geld bekommen, erhält der schlechteste Zweitligist schon über sieben Millionen. Eine große Kluft.
Man kann davon sprechen, dass die 3. Liga eine der schwierigsten ist, wenn man hier etwas länger mitspielen möchte, ohne ins große Risiko zu gehen. In diesem Sommer zum Beispiel erlebt Rot-Weiss Essen, wie knifflig die Liga sein kann.
Es ging lange um den Aufstieg in der letzten Spielzeit, am Ende wurde dieser verpasst. Es ging aber nur deshalb um den Aufstieg, weil viele Spieler ihren nächsten Schritt gemacht haben und somit für andere Klubs interessant wurden.
Nun hat RWE in der Folge mit Leihspieler und Topscorer Marvin Obuz (1. FC Köln), Abwehrchef Felix Götze (SC Paderborn), Mittelfeld-Motor Cedric Harenbrock (Ziel unbekannt) und Kapitän Vinko Sapina (Dynamo Dresden) vier Leistungsträger verloren.
Abgänge, die mit geringen finanziellen Mitteln kaum aufzufangen sind. RWE - das ist keine kühne Prognose - steht vor einer schwierigen Spielzeit. Denn so schnell, wie die finanziellen Mittel eigentlich steigen müssten, kann man kaum neue Sponsoren akquirieren.
Zumal es in jeder Saison eine Konkurrenz gibt, die klotzt und nicht kleckert. Der FC Ingolstadt, Dynamo Dresden, der 1. FC Saarbrücken, der SV Sandhausen oder die Absteiger VfL Osnabrück und Hansa Rostock sind hier zu nennen.
Denn ein oder zwei Versuche anzugreifen hat man in der 3. Liga, danach wird es eng, fast jeder Traditionsverein musste das am eigenen Leibe erfahren, wenn eine erfolgreiche Saison nicht mit dem Aufstieg belohnt wurde.
Der MSV Duisburg ist das jüngste Beispiel, wo die Ambitionen groß waren, man im Laufe der Jahre immer weiter abspecken musste, weil man ins Risiko ging und die Schulden schneller wuchsen als der Erfolg. Erzgebirge Aue reduziert jedes Jahr den Etat, auch Waldhof Mannheim und 1860 München mussten zuletzt zurückrudern.
Und nun muss RWE einen Schnitt verkraften. Den zu kitten, kostet entweder sehr viel Geld - Geld, das aktuell nicht vorhanden ist - oder sehr viel Geduld und Objektivität bei Fans und Verantwortlichen, dass es in der aktuellen Situation kaum realistisch ist, so eine Saison mit Platz sieben zu wiederholen. Es dürfte eher primär darum gehen, schnell den Klassenerhalt zu sichern.